Zwischen Ratzdorf und Eisenhüttenstadt bietet die Oderniederung auf der deutschen Seite ein weites Auenland. Zwar entwaldet und eingedeicht, bietet die überwiegend als Grünland genutzte Niederung dennoch eine ansprechende Szenerie. Der Oderdamm ist für eine Radtour hervorragend geeignet: von Eisenhüttenstadt erreicht man ihn über die Neue Brückenstraße, von Ratzdorf aus über die Lindenstraße. In Neuzelle kommt man über den Waschhausweg zentral in die Niederung. Dieser Weg ist bis zum Damm auch mit dem Auto befahrbar. Schöner ist jedoch eine Wanderung durch die Oderaue von Neuzelle mit vielen vogelkundlichen Highlights!
Wir starten am Kloster Neuzelle, eine der am besten erhaltenen Klosteranlagen Europas. Der Weg führt vom Stiftsplatz durch den barocken Klostergarten, den wir an der südöstlichen Ecke verlassen und nach links in den Waschhausweg einbiegen. Gleich hinter den Bahnschienen biegen wir nach links in den Feldweg und gehen 1,5 km immer am Portgraben entlang. Zur Brutzeit hört man zahlreiche Wiesenvögel balzen bzw. singen. Zu nennen wäre zuvörderst der Kiebitz, von den Singvögeln brüten Feldschwirl, Grauammer, Schwarzkehlchen, Wiesenpieper und Wiesenschafstelze in den Feuchtwiesen.
Am Ende des Weges geht es nach rechts 1 km Richtung Oderdamm. Hier wenden wir uns nach rechts und erreichen nach 1 km wieder den Waschhausweg. Links geht es über den Damm; hier haben wir einen fantastischen Blick über den Fluss. Der Oderdamm gibt einen Einblick in die ufernahen Bereiche des Flusses, wo die zahlreichen Buhnen Stillwasserbereiche schaffen. Altwässer sind nur in der südlichen Hälfte vorhanden, dennoch hat man – in Abhängigkeit vom Wasserstand – eine gute Chance, viele Wasservögel zu beobachten wie Gänsesäger, Schellente u.a. oder auch den Flussuferläufer, der hier schon gebrütet hat. Von den Greifvögeln sind Seeadler zu Gast, Rohrweihe, Milane und Fischadler jagen (Mai-August). In der kalten Jahreszeit finden sich große Trupps von Gänsen auf den Äckern und in den feuchten Wiesen ein, meist Grau-, Bläss- und Saatgänse. Wer aufmerksam schaut, wird hin und wieder unter den Höckerschwänen auch Singschwäne entdecken. Dem Beobachter wird vielleicht da und dort ein Raubwürger auffallen, der im Gegensatz zur gesamten Verwandtschaft den Winter über bei uns bleibt und durch Gäste aus dem Norden an Zahl zunimmt. Kornweihen sind ebenfalls regelmäßige Wintergäste.
Im Waldstück am Damm direkt gegenüber von Neuzelle brüten Wendehals, Nachtigall und Baumpieper und wohl auch der Mittelspecht. Der Wendehals nährt sich vor allem von Rasenameisen, die er entlang des Oderdamms reichlich findet.
Zurück geht es dann den Waschhausweg entlang knapp 3 km zurück nach Neuzelle. Während der Zugzeiten halten sich in der Niederung zahlreiche Vogelarten auf. Wald- und Bruchwasserläufer, Kampfläufer, Grünschenkel und Bekassine sind in schnell wechselnder Zahl in der Niederung zu Gast. Auch die Braunkehlchen ziehen weiter, sie sind allesamt als Brutvögel aus der Region verschwunden.
In Neuzelle wartet unmittelbar am Klosterteich das Landhaushotel Prinz Albrecht auf hungrige und durstige Wanderer. Und natürlich darf man sich einen Besuch der eindrucksvollen Klosteranlage nicht entgehen lassen!
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